Corona Update aus Kenia

Die Corona-Pandemie hat Kenia fest im Griff. Verschiedene soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren machen das Virus für Kenia besonders gefährlich.
Corona Update aus Kenia: Frauen in Lodwar

Aktuelle Zahlen: 

Laut aktuellem Stand (12.07.2020) meldeten 41 der 47 kenianischen Counties mindestens einen Corona-Fall. Die höchste Infektionsrate wird in der Hauptstadt Kenias, in Nairobi, verzeichnet. Es wurden 207 987 Menschen getestet, 9 726 der Tests waren positiv. 184 Menschen sind nach offiziellen Angaben am Virus verstorben und 2 832 sind genesen. Vor allem die geringen Kapazitäten des Gesundheitssystems stellen das Land vor eine große Herausforderung: bereits die medizinische Versorgung von nur wenigen hunderten Intensivpatienten- und patientinnen ist problematisch. 

Maßnahmen: 

Es wurden verschiedene Maßnahmen getroffen, um die Bevölkerung zu schützen. So wurde beispielsweise eine Ausgangssperre von 21 Uhr bis 4 Uhr verhängt, es wird – wenn möglich – im Homeoffice gearbeitet und der internationale Flugverkehr wurde weitestgehend ausgesetzt. Nur Menschen mit kenianischer Staatsangehörigkeit oder einer Aufenthaltsgenehmigung dürfen einreisen. In der Öffentlichkeit und in privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht Maskenpflicht. 

Am 6. Juli hat Präsident Uhuru Kenyatta die langsame Aufhebung bestimmter Maßnahmen eingeleitet. Der Personenverkehr zwischen verschiedenen Counties ist, unter strengen Auflagen, wieder möglich. Die Passagiere können zwar nicht alle getestet werden, sie werden jedoch dazu aufgefordert, neben dem Tragen einer Maske ihre Hände zu desinfizieren und vor der Nutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels ihre Körpertemperatur zu messen. 

Wirtschaftliche Konsequenzen: 

Nicht nur aus medizinischer Sicht sind die Auswirkungen des Virus verheerend, auch die wirtschaftlichen Folgen sind einschneidend. Kenias Wirtschaft hängt unter anderem vom Export von Tee, Kaffee, Blumen und vom Tourismus ab. Letzterer leidet aktuell massiv unter den weltweiten Reisebeschränkungen. Für einen erfolgreichen und lukrativen Export sind vor allem internationale Nachfrage und funktionierende Transportinfrastrukturen nötig. Beide Faktoren leiden utner der Corona-Krise, wodurch die kenianische Wirtschaft enorm geschächt ist. Da eine geringe internationale Nachfrage geringere Produktionszahlen mit sich zieht, verlieren viele Menschen ihre Arbeit und müssen ohne Arbeitslosenversicherung leben. 

Die Krise betrifft verschiedene Arbeitsbranchen in unterschiedlichem Maße, so können z.B. die Nahrungsmittelindustrie und auch der Logistikbereich aktiv bleiben. Hotels und Restaurants hingegen sind geschlossen, auch Viehmärkte finden nicht mehr statt. Vieh ist in einigen Regionen Kenias ein Zahlungsmittel: wird das Bargeld knapp, werden beispielsweise Ziegen verkauft. Somit haben viele Menschen keine Möglichkeit mehr, ihre finanziellen Bedürfnisse zu decken. 

Die ärmsten Bewohner des Landes sind besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Slums der Hauptstadt Nairobi machen nur etwa 10% der Stadtfläche aus, sie beherbergen jedoch mehr als 60% der Einwohner – Social Distancing ist hier so gut wie unmöglich. Die Einwohner Nairobis arbeiten zum größten Teil unter sehr schlechten Bedingungen und haben oftmals keinen Arbeitsvertrag, geschweige denn eine soziale Absicherung. Eine medizinische Notversorgung ist für viele Kenianer daher nicht bezahlbar. Auch die Flucht aufs Land ist meist keine Option, da die medizinische Versorgung dort schlechter ist und zudem die Ernte durch den Klimawandel und die aktuelle Heuschreckenplage gefährdet ist. 

Gesellschaftliche Folgen: 

Die Corona-Pandemie bedroht nicht nur Menschenleben – sie trägt auch dazu bei, dass die kenianische Gesellschaft weiter gespalten wird. Angehörige der kenianischen Elite und internationale Expats forderten einen strikten Lockdown. Diese Maßnahme hat folgenschwere Konsequenzen, vor allem für Arbeiter im informellen Sektor. Für viele Menschen kann ein Lockdown sogar lebensbedrohlich sein, da viele Kenianer auf ihren Tagesverdienst angewiesen sind, um ihre Miete und ihr Essen bezahlen zu können. Im Gegensatz zur kenianischen Elite war es ihnen nicht möglich, sich mit einem Lebensmittelvorrat auf einen längeren Lockdown vorzubereiten. 

Politische Aspekte: 

Da das Vertrauen in die Regierung seit den umstrittenen Wahlen im Jahr 2017 geschächt ist, kann die Corona-Krise schnell zu einer politischen Krise werden. Im Gegensatz zu anderen Ländern der Region hat Kenia jedoch einen entscheidenen Vorteil – es ist eine Demokratie. Daher wäre es einfacher, Maßnahmen wie Einkommenskompensation oder die Senkung der Mehrwertsteuer für Bedarfsgüter umzusetzen. Das Land ist jedoch, wie viele andere afrikanische Länder, stark verschuldet und daher in seiner finanziellen Handlungsfähigkeit sehr eingeschränkt. Der gesamte afrikanische Kontinent brächte zusätzlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar, um die Corona-Krise zu bewältigen. Wenn den Ländern die Zahlung von Zinsen für internationale Kredite bei multilateralen Institutionen erlassen würden, wäre bereits die Hälfte dieses Betrags gedeckt. Kenia ist nun mehr denn je auf eine weitreichende internationale Kooperation und Solidarität angewiesen. 

Wie kannst DU helfen? 

Nachdem am 13. März 2020 der erste Mensch positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hat die kenianische Regierung bereits drei Tage später Schulen, Colleges und Universitäten geschlossen. Da viele Kinder in der Schule ihre einzige warme Mahlzeit am Tag zu sich nehmen, fällt diese in Zeiten des Coronavirus weg. Sie sind nun auf Hilfe von außen, wie durch Thriving Green e.V., angewiesen, da ihnen ohne eine ausreichende Nährstoffzufuhr eine Mangelernährung droht und ihr Immunsystem anfälliger für Krankheiten wie Covid-19 wird. Mit einer Spende an Thriving Green e.V. kannst du uns beim Kampf gegen Hunger und Mangelernährung in Kenia unterstützen!

Spendenkonto:

Thriving Green e.V.
DE18 7505 0000 0027 1711 23
BYLADEM1RGB
Sparkasse Regensburg

Quellen:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/kenia-node/keniasicherheit/208058

https://www.vorwaerts.de/artikel/kenia-corona-krise-land-besonders-hart-trifft

https://www.gtai.de/gtai-de/trade/specials/special/kenia/kenia-verlaengert-lockdown-bis-juli-240084

https://www.nation.co.ke/kenya/covid

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