Viele Länder rund um das Horn von Afrika sind zurzeit von einer schweren Heuschreckenplage betroffen. In Kenia ist es die schlimmste Plage seit 70 Jahren. Augenzeugen beschreiben die Schwärme wie Wolken, die den Himmel verdunkeln. Seitdem im Januar 2020 die ersten Heuschreckenschwärme in Kenia landeten, lebt das Land in einem Ausnahmezustand.
Auswirkungen auf die Bevölkerung
Am schlimmsten trifft die Heuschreckenplage die ärmeren Schichten des Landes. Ein Großteil der Kenianer lebt von der Vieh- und Landwirtschaft. Da durch die Plage die Ernten vielerorts ausfallen, wächst der Hunger stetig und oft können weder die Menschen noch das Vieh ernährt werden. Daher mussten viele Kenianer ihr Vieh notschlachten und damit einen Teil ihrer Existenzsicherung aufgeben. Steigende Lebensmittelpreise verschärfen die ohnehin schon bedrohliche Hungernot. Hinzu kommt die zusätzliche Belastung durch die COVID-19 Pandemie: Die Heuschreckenplage kann die Pandemie verschlimmern, da sie zu Mangelernährung führt und das Immunsystem der Betroffenen anfälliger für das tödliche Virus wird.
Doch wie konnte es zu dieser folgenschweren Plage kommen?
Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen, dass sich die Heuschrecken derart vermehren konnten. Da in Jemen und Oman 2018 Bürgerkrieg herrschte, konnte der dort beginnenden Heuschreckenplage nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet werden. Im Januar 2019 breiteten sich kleinere Schwärme bis in den Iran und nach Pakistan aus, bis sie im Juni das Horn von Afrika erreichten. Die Überschwemmungen in vielen Ländern der Region haben im letzten Jahr maßgeblich zur Plage beigetragen. Da Heuschrecken sich auf feuchtem Boden sehr gut vermehren können, haben die starken Regenfälle besonders in Somalia, Äthiopien, Eritrea und Djibouti das rasante Wachstum der Schwärme begünstigt. Die Wüsten grünten und die neuen Bedingungen zogen immer mehr Heuschrecken an. Nun bedrohen immer größere Schwärme die Region. Forscher sind sich einig, dass die Plage zudem durch die inkonsistenten Wetterbedingungen aufgrund des Klimawandelt verstärkt wird.
Um welche Heuschrecken handelt es sich?
Viele Heuschreckenarten sind Einzelgänger, es gibt jedoch über 30 Arten, die dazu fähig sind, Schwärme zu bilden. Die Heuschreckenarten, die Kenia zurzeit besonders bedrohen, haben eine auffallende gelbe Färbung und essen beinahe alles Grüne, sogar Pflanzen, die schädlich für sie sind. Dies macht sie für die Landwirtschaft besonders gefährlich. Sie ruhen nachts und wandern tagsüber. Dabei sind sie erstaunlich schnell: ein Schwarm kann bis zu 150km am Tag zurücklegen. Eine Heuschrecke kann jeden Tag ihr eigenes Körpergewicht in Nahrung zu sich nehmen. Da ein Weibchen in ihrem Leben bis zu 240 Eier in den Boden legen kann, vermehren sie sich exponentiell. Somit kann ein Schwarm innerhalb von drei Monaten um ein Zwanzigfaches wachsen. Schon ein kleiner Heuschreckenschwarm kann in kurzer Zeit die Nahrung für 35.000 Menschen zunichtemachen. Doch sie befallen nicht nur landwirtschaftliche Erzeugnisse, sondern auch Lebensmittelvorräte. Sobald ein Vorrat befallen ist, muss er entsorgt werden. Kenia wurde in diesem Jahr von einem Schwarm heimgesucht, der 2400 Quadratkilometer umfasste – damit war er so groß wie das Saarland.
Möglichkeiten zur Bekämpfung der Plage
Die Möglichkeiten zur Bekämpfung einer Heuschreckenplage sind begrenzt. Ist ein Schwarm erstmal entstanden, ist es schwierig, ihn zu kontrollieren der zu vernichten. Zwar kann mit Pestiziden gegen Heuschrecken vorgegangen werden, diese Methode ist jedoch nicht unproblematisch. Das Gift tötet nicht nur die Schädlinge, sondern auch Nützlinge. Außerdem werden landwirtschaftliche Nutzflächen kontaminiert, so können Menschen das Gift später über ihre Nahrung aufnehmen. Viele Bauern bekämpfen die Schwärme zusätzlich mit Fallen, indem sie Gräben ziehen und die hineinlaufenden Insekten begraben. Die sinnvollste Lösung sind rechtzeitige Vorsorgemaßnahmen und Frühwarnsysteme. So sollte überprüft werden, wo sich Einzelgänger befinden, um eine Schwarmbildung rechtzeitig vermeiden zu können. Zudem kann untersucht werden, in welchen Gebieten sich die Heuschrecken vermehren, um rechtzeitig beispielsweise häutungshemmende Substanzen anwenden zu können. Solche Informationssysteme wurden bereits ausgebaut, seit den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Sahelzone existieren diese jedoch in dieser Form nicht mehr. Da die Heuschreckenplage viele Länder betrifft und sie sich nun nach Zentralafrika ausbreitet, muss ein regionales, länderübergreifendes Abkommen getroffen werden. Dabei müssen Regierungen, Behörden und internationale Organisationen zusammenarbeiten, um die Krise und deren Folgen einzudämmen. Die ländliche Bevölkerung Kenias ist durch die Heuschreckenplage und die COVID-19 Pandemie mehr denn ja auf internationale Kooperation und Spendengelder angewiesen.
Erfolge und Aussichten
In den vergangenen Monaten konnte die Plage durch den Einsatz von Pestiziden eingedämmt werden. In Kenia konnten 2,3 Millionen Tonnen Getreide geschützt werden, das den Bedarf von etwa 15 Millionen Menschen für ein Jahr lang deckt. Doch die Plage ist noch lange nicht vorbei: die starken Regenfälle in Äthiopien und im Sudan führen zu mehr Vegetation, wodurch den Heuschrecken mehr Nahrung zur Verfügung steht. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) warnt vor einer zweiten, noch stärkeren Invasion durch Heuschreckenschwärme.
Da die Zuchtbecken von Thriving Green e.V. vollständig abgedeckt sind, ist es uns möglich, das Superfood Spirulina weiterhin nachhaltig anzubauen und zu ernten. Wenn du in dieser schwierigen Zeit einen Beitrag leisten möchtest, dann unterstütze Thriving Green e.V. beim Kampf gegen Mangelernährung in Kenia!
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Quellen:
aufgerufen am 29.08.2020
abgerufen am 17.11.2020